Donnerstag, 23. Februar 2012

On es optimiste - immer und fast überall

Ich befürchte in meiner - ausgeleierten, durchgelegenen - Schaumstoffmatratze wohnt eine kleine Bettwanze. Und da ich immer in der mehr oder weniger gleichen, unbewegten Stellung schlafe - eben weil die Matratze so durchgelegen und ausgeleiert ist - beisst, saugt, pickst mich die kleine Bettwanze nächtens immer an der gleichen Stelle. Meine Anti-Brumm-Interventionen zeigen bis heute keinen Erfolg. Das gleiche lässt sich von meinen olfaktorischen Angriffen sagen. Links neben meinem Kopfkissen liegt ein Lavendelduftsachet, rechts davon eine Vanillieschote.  Und mit Rattengift - hier in jedem, wirklich jedem Shop erhältlich - möchte ich nun doch nicht hantieren. Was soll's:  Ein Haustier mehr macht noch keinen Zoo. On est optimiste -  on est trankil.

Bettwanze, nicht  sichtbar

Diese Eigenschaften waren auch gestern gefragt, als wir einer Einladung der HELVETAS Folge leisteten und im Zuge dieser Einladung eine grössere - so nicht vorgesehene - Reise unternahmen.
Kommuniziert und geplant war:
1. Besammlung  und Abfahrtsort: C.I.T.O 17:00 Uhr, mit grossem Reisebus für Alle
2. Bestimmungsort: Koubri, ein kleines Dorf, gleich hinter Ouaga. Reisezeit circa, ungefähr, höchstens eine Stunde
3. Nachtessen und Getränke vor Ort
4. Ziel: Un filage für Helvetas Mitarbeitende in BF, Beginn 21:00 Uhr mit  anschliessender Diskussion. Was gefällt, was gefällt nicht, wird alles verstanden und tututu
5. Heimreise ungefähr 23:30 Uhr

Transport nach Koubri
Et voilà - Der Bus kam etwas später (18:00 Uhr irgendwas) und als er kam, war der Bus geteilt, quasi. Ein Toyota-Minibus für Decor und Schauspielende, ein Privatauto von Augusta (Schauspielerin) und C.I.T.O.-Dienstwagen. Brèv: wir hatten nicht genug Platz und waren ein bisschen im Rückstand auf den Zeitplan ... Es wurde diskutiert und umplaciert und nochmals umplaciert und nochmals diskutiert und irgendwann waren wir en route.
Ouaga liessen wir hinter uns, erreichten bald Koubri, alles war tipp und topp, aber dann kam alles ein bisschen ins Stocken. Wo genau ist der Spielort? Wer hat Infos, wer hat eine Karte, wer hat einen Kontakt? Wer? Aha. Niemand weiss genaueres. Aha. Nachfragen an der Tankstelle. Aha. Es ist gar nicht in Koubri, der Ort befindet sich etwas ausserhalb. Aha. Aufgemacht und abgefahren. Und dann rütteln wir 18 Kilometer übers Land. Leider sehen wir nicht viel, da die Sonne längst am Schlafen ist. Wir passieren ein Barrage und rütteln weiter. In den Autos wird getratscht, gefotzelt, gestichelt, ausgetauscht und wir versuchen ein bisschen zu Singen ... Langsam aber sicher kratzt der Staub an unseren Kehlen und wir hätten alle gerne ein Brakina.
Irgendwann kommen wir in der AUBERGE LES BOUGAINVILLIERS an. Aha, das ist gar nicht HELVETAS-Quartier.  Pier-Luigi Agnelli, HELVETAS-Verantwortlicher für BF und seine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen empfangen uns herzlich. Das Nachtessen können wir (vorerst) vergessen. Ruck und zuck Aufbauen und Spielen. Und noch schnell ein Bier oder einen Jus, ex und hopp.

 Theater braucht Publikum, Koubri

Zu unser aller Freude gelingt  auch die zweite Filage. Die Akteure geben wie immer, wenn Publikum vorhanden, alles und wenn der Txt vergessen  geht, wird improvisiert. Das Publikum lacht viel, die Männer zeitweise etwas verhaltener ... d'accord, sie kommen auch nicht immer gut weg ...
Nach zwei Stunden der Schlussapplaus. Das Publikum ist begeistert, wir sind es auch. Anschliessend wird einmal mehr intensiv diskutiert. Die Frauen bieten den Männern Paroli. Die Kraft von Lysistrata beflügelt die Frauen, gibt ihnen Rückenwind.
Was wiederum uns beflügelt; denn nichts ist für Theaterschaffende schlimmer als im luftleeren Raum zu agieren. Theaterschaffende brauchen einen Resonanzkörper, brauchen das Publikum. Ohne Publikum kein Theater. So simpel ist das.

Das anschliessenden Nachtessen ist kein kulinarischer Höhepunkt.  Die Auberge le Bougainvilliers hat auf Sparflamme gekocht. Einigen  Schauspieler stösst das, absolut zu Recht, sauer auf, bezahlen sie doch das Nachtessen mit ihrer symbolischen Gage.
Die gute Stimmung hält trotzdem an. Denn: y'a pas de problème! Einer der Leitsätze in BF. Täglich im Gebrauch; ironisch gebrochen, ernst gemeint, augenzwinkernd, zynisch. Je nach Stimmung und Temperament. Phlegmatikerinnen, Sanguiniker, Choleriker, Melancholikerinnen.

Zu später Stunde rütteln wir uns wieder nach Ouaga zurück. Gute Nachtwünsche, morgen ist ein neuer Tag. Meine kleine Wanze wartet bereits.



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