Donnerstag, 7. Januar 2016

Paralleluniversen hier und dort

Die Mühlen, von denen es die meisten hier in privaten Haushalten gibt, mahlen anders als chez nous. Noch keine Woche sind wir hier - eine Woche ohne den täglich konsumierten Newsausfluss von NZZ und verwandten Medien - und schon stellt sich, nach einen Kurzausflug in das europäische Medienlabyrinth, das Gefühl ein, dass die Welt wieder des Wahnsinns ist. Da ist von Wasserstoffbomben in Nordkorea zu lesen, von versagenden Schutzmechanismen (richtet's nicht der Markt?) und Kursstürzen ins Minusminus, von einem sunnitisch-schiitischen Ölkrieg, von massenhaften sexuellen Übergriffen in Köln, von einem sich auflösendem Schengenraum - wobei ich mir keine Vorstellung davon machen kann, wie es ist, wenn sich Räume auflösen - und Syrien und Griechenland und Libyen und Dänemark und gestern war Dreikönigstag und die Zeit bespricht die besten 10 Serien. Unglaublich. Wo kommt das alles her, wer hat das verbrochen, versprochen, vergeigt, raufgeladen, geschrieben, kommentiert?
Während Sidwaya - Quotidien Burkinabé d'Information die Berufung des neuen Premierminister vermeldet.
Le président du Faso, Roch Marc Christian Kaboré a choisi son chef de gouvernement. Il s’agit de Paul Kaba Thieba. Il a travaillé pendant longtemps à la Banque centrale des Etats d’Afrique de l’Ouest (BECEAO).
Hier in Burkina Faso bestimmt die Zeit nach der Revolution 2015 die politische Agenda. Noch steht die Regierungsbildung an und mit der Ernennung von Paul Kuba Thieba ist ein weiterer Schritt in Richtung Normalisierung getan. Nicht vergessen, das Land der Aufrechten hat 2014 den langjährigen Präsidenten von Frankreichs und anderen Gnaden Blaise Compaoré ins Exil geschickt und im 2015 auch noch einen Militärputsch der alten Präsidentengarde überstanden. Nicht unblutig, aber doch in halbwegs geordneten Bahnen. Will heissen, die Burkiabé sind über alle sozialen ethnischen, religiösen Unterschiede auf- und für die Freiheit und endlich mehr Demokratie eingestanden. Sakkaras Erben haben vielen anderen Staaten gezeigt, dass eine Revolution machbar ist, ohne in einen jahrelangen Bürgerkrieg zu verfallen.
Wir müssten zusammenstehen, alles andere wäre eine Katastrophe gewesen. Schliesslich gibt es hier keine ein einziege Familien in der nicht Muslime, Christen und Animisten unter einen Dach leben. Die religiöse,wie auch die ethnische Karte zu spielen wäre fatal gewesen und hätte nur Verlierer hervor gebracht. Issa O.
Noch ist das Jahr jung und so ist die Revolution und der gewählte Präsident Roch Marc Christian Kaboré wird erst noch beweisen müssen, dass er des Amtes würdig ist. On verra. Und so herrscht noch immer Ausgangssperre, das heisst ab 01h bis 05h in der Früh ist hier keine Seele, ausser Hunden, Flughunden, Gügeln - die uns fast jeden Tag um 04h mit heiserem Gekrächze wecken - keine Sau unterwegs.

Der neue Präsident soll's richten - Friede, Freude und mehr Eierkuchen für alle.

Wir für unseren Teil machen das, was wir am Besten können, Theater. Gestern, zur ersten Fillage, (Durchlauf) kam Mösiö Zongo, seines Zeichens Chef  C.I.T.O. und graue Eminenz für alle moralischen und politischen Fragen. Er schaute sich unser Stück an - die Truppe metzegte sich gut über alle Unebenheiten hinweg- und meinte: ça va aller, das kann funktionieren. Will heissen unser Jenseits kann und wird auch hier verstanden werden. Anders, aber verstanden. Was will man mehr, ausser Publikum? Mehr demnächst in diesem Theater.

Und wie immer unser kleines Meteoblögchen:
Der gestüme Harmattan bläst weiter. Der Himmel ist bedeckt und selten heiter. Manchmal reissen die Wolken auf, trotzdem sind die Nasen verstopft, der Rachen auch. Und nächtens müssen gar die Wollpullover her. Soviel zum Wetter. 

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