Sonntag, 21. September 2014

!La culture c’est notre petrol!

Himmel, Arsch und was für ein Wolkenbruch. Um 20.30 Uhr sollte das Konzert mit Abdoulay Cissé zur Saisoneröffnung des Institute Français beginnen. Steif  und teuer gewandet sassen die Hohen, die Wenigerhohen, die Ergebenen und die Untergebenen, eine Handvoll Kulturschaffende und eine zweite Handvoll Einheimische auf ihren Plätzen und warteten schnatternd und mit aller Welt verbunden auf die ersten Takte. Doch just zu dieser Zeit schlug das Wetter seine Kapriolen und so fegten mindestens zwei, wenn nicht drei Gewitter der Kategorie: heftig!!! über Ouagadougou hinweg. Innert kürzester Zeit war die offene Tribüne leer, alles drängte sich in der Rotonde, dem Ausstellungssaal zusammen. Durchnässt, begossen und um den guten Stil ringend. Die 50 Jahre Feier des Institute Français und die Saisoneröffnung abgesoffen. Es passte perfekt, zu diesem „vorne-Hui-hinten-Pfui“-Anlass. Geschwollene Reden – der Kulturminister von Ouagadougou, der französische Botschafter, la Directrice – , grosse Versprechungen– der Kulturminister von Ouagadougou, der französische Botschafter, la Directrice –, verführerische Verheissungen– der Kulturminister von Ouagadougou, der französische Botschafter, la Directrice – etc. Dabei werden die Budgets laufend verkleinert, die Künstler (ausser ein paar wenigen) mies entlöhnt und selbst die französischste aller Erfindungen: la Toilette, stinkt fürchterlich. Dafür sind die Programmhefte immer schön gestaltet. 
Zeit nach Hause zu fahren und sich auszuruhen.

Probestätte 2014 - ohne Wasseranschluss, folglich auch ohne sanitäre Anlagen ...
Einen Tag zuvor gab unsere Truppe den ersten Durchlauf von L’or de Yennenga. Nervös, mit dem Text und dem Ablauf ringend spielten sie das Stück in 2 Stunden 30 Minuten. Musik, Pausen, Hänger inbegriffen. Trotz der Länge zeigte das Stück, wie auch das Ensemble sein Stärken – und seine Schwächen. Die meisten Schauspieler und Schauspielerinnen ringen oder hadern, je nach Leseart, noch mit ihren Figuren, stehen im Schilf, suchen die Fassung, das Korsett, das sie durch das Stück tragen soll.  Nicht einfach, wenn die Kostüme erst angedeutet, le décor  provisorisch, das Licht inexistent, die Musik nur vorgeschlagen sind. Doch die Piste stimmt. Ganze Spielszenen sind zum Schreien komisch, so zum Beispiel, wenn die Familie „Familie“ für die angereisten Touristen spielt und sich in den eigenen Klischees verheddert. Und der Grossvater dauernd seine Einsätze verpasst, der Schauspieler auch (noch). Wenn Yennenga, die Prinzessin sich im Ausdruckstanz und der Chinese sich in Mandarin (wie haben einen Burkinabé für unsere Schauspieler engagiert, der Mandarin spricht und übersetzt) versucht. Noch ist das meiste zu exaltiert, das Gleichgewicht in der Komödie stimmt längst noch nicht. Aber dazu sind wir ja da, wir das l’oeil éxterieur.  Wir werden das Stück gnadenlos kürzen und auch auf liebgewordene Ideen verzichten müssen.

Gleichgewichtsübung
Die eingeladenen Zuschauer hatten in der anschliessenden Diskussion nichts zu meckern, was einen guten, aber immer auch einen bitteren Nachgeschmack hinterlässt. Stimmt’s oder stimmt’s nicht? On verra.
Mit der Fillage haben wir auch die Probezeit in diesem Espace abgeschlossen. Ab Montag sind wir im CITO. Proben im definitiven Decor, in Kostümen, mit Licht und, und, und.

Zuflucht vor dem grossen Regen



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