Himmel, Arsch und was für ein Wolkenbruch. Um
20.30 Uhr sollte das Konzert mit Abdoulay Cissé zur Saisoneröffnung des
Institute Français beginnen. Steif und
teuer gewandet sassen die Hohen, die Wenigerhohen, die Ergebenen und die
Untergebenen, eine Handvoll Kulturschaffende und eine zweite Handvoll
Einheimische auf ihren Plätzen und warteten schnatternd und mit aller Welt
verbunden auf die ersten Takte. Doch just zu dieser Zeit schlug das Wetter
seine Kapriolen und so fegten mindestens zwei, wenn nicht drei Gewitter der
Kategorie: heftig!!! über Ouagadougou hinweg. Innert kürzester Zeit war die
offene Tribüne leer, alles drängte sich in der Rotonde, dem Ausstellungssaal
zusammen. Durchnässt, begossen und um den guten Stil ringend. Die 50 Jahre
Feier des Institute Français und die Saisoneröffnung abgesoffen. Es passte
perfekt, zu diesem „vorne-Hui-hinten-Pfui“-Anlass. Geschwollene Reden – der
Kulturminister von Ouagadougou, der französische Botschafter, la Directrice – ,
grosse Versprechungen– der Kulturminister von Ouagadougou, der französische
Botschafter, la Directrice –, verführerische Verheissungen– der Kulturminister
von Ouagadougou, der französische Botschafter, la Directrice – etc. Dabei
werden die Budgets laufend verkleinert, die Künstler (ausser ein paar wenigen)
mies entlöhnt und selbst die französischste aller Erfindungen: la Toilette,
stinkt fürchterlich. Dafür sind die Programmhefte immer schön gestaltet.
Zeit nach Hause zu fahren und sich auszuruhen.
Probestätte 2014 - ohne Wasseranschluss, folglich auch ohne sanitäre Anlagen ... |
Einen Tag zuvor gab unsere Truppe den ersten
Durchlauf von L’or de Yennenga. Nervös, mit dem Text und dem Ablauf ringend
spielten sie das Stück in 2 Stunden 30 Minuten. Musik, Pausen, Hänger
inbegriffen. Trotz der Länge zeigte das Stück, wie auch das Ensemble sein
Stärken – und seine Schwächen. Die meisten Schauspieler und Schauspielerinnen
ringen oder hadern, je nach Leseart, noch mit ihren Figuren, stehen im Schilf,
suchen die Fassung, das Korsett, das sie durch das Stück tragen soll. Nicht einfach, wenn die Kostüme erst
angedeutet, le décor provisorisch, das
Licht inexistent, die Musik nur vorgeschlagen sind. Doch die Piste stimmt.
Ganze Spielszenen sind zum Schreien komisch, so zum Beispiel, wenn die Familie
„Familie“ für die angereisten Touristen spielt und sich in den eigenen
Klischees verheddert. Und der Grossvater dauernd seine Einsätze verpasst, der
Schauspieler auch (noch). Wenn Yennenga, die Prinzessin sich im Ausdruckstanz
und der Chinese sich in Mandarin (wie haben einen Burkinabé für unsere Schauspieler engagiert, der Mandarin spricht und übersetzt) versucht. Noch ist das meiste zu exaltiert,
das Gleichgewicht in der Komödie stimmt längst noch nicht. Aber dazu sind wir
ja da, wir das l’oeil éxterieur. Wir
werden das Stück gnadenlos kürzen und auch auf liebgewordene Ideen verzichten
müssen.
Gleichgewichtsübung |
Die eingeladenen Zuschauer hatten in der
anschliessenden Diskussion nichts zu meckern, was einen guten, aber immer auch
einen bitteren Nachgeschmack hinterlässt. Stimmt’s oder stimmt’s nicht? On
verra.
Mit der Fillage haben wir auch die Probezeit
in diesem Espace abgeschlossen. Ab Montag sind wir im CITO. Proben im
definitiven Decor, in Kostümen, mit Licht und, und, und.
Zuflucht vor dem grossen Regen |
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