Mittwoch, 19. September 2012

Vor dem Regen ist nach dem Gewitter und vor dem Gewitter ist nach dem Regen

Heiligestrohsack äs schiffed und schiffed und schiffed. Oder auf gut Deutsch, es giesst wie aus Kübeln.  Immer und immer wieder. Gestern verwandelte ein heftiges Gewitter unsere - notabene nicht geteerte -   Strasse in einen beeindruckenden Bach. Innert kürzester Zeit riss der Kleine alles mit, was sich so auf einer Quartierstrasse in Gounghin, entsprechend unserem Kreis 4, so ansammelt. Viel Plastik, viel Hühnerkacke, viel Scherben, viel Geissenkegel (der, die Kegel?), viel rote Erde, viel Bauschutt, viele Blätter, viel Gestänge, viel Geschiebe und einfach viel. Und wer jetzt eine kleine Schadenfreude verspürt, so im Sinne: wenn die denn schon in Ouaga arbeiten dürfen, kann wohl ein bisschen Regen nicht schaden und überhaupt pisst es auch bei uns, denen kann ich nur zuraunen: diese Schadenfreude ist zur Gänze unnötig. Denn es ist nicht kalt, sondern um die 30 Grad, trocknet schnell ab, die Luftqualität ist 1A und das gebotene Spektakel theatral vom Feinsten. Weiter Himmel, Wolkenballett, aller Gattung Vögel Flugkünste, Sommervögel dazu und ein Blattgrün zum Reinbeissen. Und ja zugegeben, auch viel roten Matsch. Alors, ça va aller.

Räge Räge Tröpfli äs 

Heute weiter im Proberaum. Erstes Beschnuppern, Aufwärmen und allez rein in die Impros. Eine Mutter, ein Vater, eine Tochter. Und die beschreiben, bespielen uns ihr Kinderzimmer, besser ihren Kinderort. Denn Kinderzimmer in unserem Sinne sind hier nicht angesagt. Die Mädchen schlafen oft gemeinsam bei der Mutter, die Jungs chez le papa. Oder einfach die Kinder beieinander. Und die sind oftmals mehr wie zwei. Dafür haben alle une Bonne. Ein Mädchen, dass den Haushalt schmeisst. Mit Glück in eine netten Familie, mit weniger Glück in eine ausbeuterische, nicht selten missbräuchliche Stellung geworfen.
Nächste Aufgabe: Rhythmus finden zu einem Naturjodel. Die drei lauschen und versuchen in zaghaften Schritten ihre Bewegung zu finden. Was gar nicht einfach ist. Alors, weiter mit der Musik. Diesmal ein lüpfiger Ländler. Mit diesem fliesst der Tanzrhythmus besser. Nie zuvor haben unsere Schauspieler solche Musik gehört. Der Naturjodel erinnert sie an irgendetwas Religiöses, beim Länder fühlen sie sich als Cowboys.
Weiter im Text, weiter mit den Impros. Und Katja, die dreijährige Tochter von Halimata, unserer Schauspielerin, welche die Mutter spielt, ist meist mit auf der Szene. Denn la Bonne von Halimata ist pas disponible oder verschwunden, wer weiss das so genau?

Katja ist mit von der Partie
Und dann möchten wir auch wissen, was ihre Lieblingsmusik ist und bitte bringt 5 wichtige Gegenstände aus der Vergangenheit mit und lauter solche Sachen, die man macht wenn man in der Recherchephase ist. Und la dramaturge schreibt, denkt sich was dazu, und schreibt und schaut und staunt und schreibt und sammelt und denkt sich was dazu und so vergeht die Zeit und dann ist auch schon fertig. Und ich besteige meinen Drahtesel und radle nach Hause. Vorbei am Markt, vorbei an der grossen Moschee, vorbei an Ouaga.

1 Kommentar:

  1. whooop! weiter schreiben! ich kann dich hören! küsse dich mit küssen tausend an der zahl :-*

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