Donnerstag, 8. März 2012

Im Schatten des Baobab - l'autre côte de l'Afrique

Bis jetzt hat uns das ganze religiöse, spirituelle bisweilen unheimliche Afrika nur sanft gestreichelt. Was nicht bedeutet, dass es nicht immer da und spürbar ist. All die Geister, Ahnen, Hexen, Flüche, Wünsche, Vorsichtsmassnahmen, abergläubischen Handlungen. Alles steht im immerwährenden 24-Stunden-Dienst. Man kann dran glauben oder nicht, hier tun es - mit Ausnahmen - alle. Es ist keine Glaubensfrage, es ist einfach so. War schon immer so. Wird auch so bleiben, wird einem beinahe trotzig erklärt, wenn man die Atheisten-Fahne hisst, ungläubiges Erstaunen oder gar Nichtglaubenwollen signalisiert.
Unabhängig davon, ob man noch Christ, Moslem oder was weiss ich den zum Teufel, ist. Verlässliche Angaben von wegen Religionszugehörigkeit der Burkinabé lassen sich schwer ausmachen, da sich etliche zu mehreren Religionen bekennen oder auch oftmals die Glaubensrichtung wechseln. Man glaubt, aber nicht soooo eingeschränkt. Und so leben viele Muslime und Christen ihren Glauben im Einklang mit den Traditionen und animistischen Glaubensvorstellungen ihrer Volksgruppen.

Enfin, l'animusme est ne religion en termes de vie, de vécu d'actes quotidiens en rapport au sacré, au passe er non pas termes de pensée, de logique ou de dogme. petit futé 2010-2011, page 71

Voilà. Das bedeutet, wie ja bereits ausführlich beschrieben, dass heilige Krokodile handzahm sind. Wie auch eine heilige Riesenpython, die irgendwo auf dem Land lebte und ebenfalls für Nichts und Niemanden eine Gefahr darstellte, bis sie eines Tages auf Nimmerwiedersehen verschwand, wie uns glaubhaft versichert wurde.


Baobab


Oder wenn Schwangere in einer bestimmten Stadt (den Namen habe ich natürlich nicht behalten können) über einen bestimmten Fluss gehen, werden sie ganz sicher ihr Kind verlieren. Keine Fragen bitte, das ist so. Westhirn ausschalten, wir sind nicht in Geldcity. 
Frauen sollten auch ihre Handtasche nie auf den Boden stellen, dann geht alles Geld verloren. Und so brauchen unsere Schauspielerinnen, wie ich längst auch, immer zwei Stühle. 
Wer im Maquis etwas zum Trinken bestellt, wird mit dem ersten Schluck das Glas ausspülen und ihn dann den Geistern übergeben.
Die Welt zwischen den Welten ist reichhaltig und voller Überraschungen. Zumindest für uns. Ich habe es längst aufgegeben mich da zurecht zu finden. Ich nehme was mir gefällt und versuche möglichst in keine Fettnäpfchen zu treten. Und meinen kritischen Spirit nicht verhungern zu lassen.
So war zum Beispiel ein Besuch in der frühen Morgenstunde beim Marabu, der ja eine Art Mittler zwischen den Welten darstellt, recht ernüchternd. Meine vorgetragenen Fürbitte war einfach, wie er mir erklärte. Und kostete mich ein 3er-Geflügel-Sacrificé: ein Huhn, ein Perlhuhn und eine Taube. Lebend. Logisch. Und er würde zwischen 2 und 4 Uhr in der Früh für mich beten. Punkt. Natürlich würde sich meine Chancen auf Erfüllung erhöhnen, wenn ich ein Schaf oder eine Ziege kaufen würde, aber okay es sollte auch so gehen. 
Der Marabu, der mir einen, sagen wir mal recht berauschten Eindruck machte, schriebt dann rasch und behende Zeichen in eine Sandtafel, murmelte in einer mir unbekannte Sprache, faltete ein Zettelchen, auf das ich spucken und gleichzeitig meinen Wunsch fokussieren sollte und klebte dann meinen Wunsch an die rauhe Wand in seinem Audienzraum. Ohne Leim. Und das kleine Papierchen hing an der Wand. Es würde mit der Erfüllung meines Wunsches herunterfallen ... Vielleicht sollte ich noch anfügen, dass während der Zeremonie Meister Marabu rege telefoniert und offensichtlich Parallelberatungen tätigte. Das alles geschah während meines ersten Aufenthaltes in BF im Jahre 2008.  Das Papierchen muss immer noch dort hängen ... Seither habe ich keinen Marabu mehr aufgesucht, dafür die heiligen Krokos gefüttert. Was unseren Metteur en Scène in eine kleinere Gewissenskrise stürzte, den im Nachhall, fand er es gemein, dass die Poulets lebend verfüttert wurden ... Er schlief dann eine Nacht schlecht ... 
L'animisme ou "religion de l'âme et des esprits" n'est pas une religion universaliste, à l'opposé de la plupart des grands religions du monde. Chaque peuple, voir chaque village, chaque clan, etc. pratique son propre animisme, basé sur une tradition spécifique original, présentant des analogies avec les cultes voisins mais aussi de grandes différences dans leur élaboration. petit futé 2010-2011, pages 70
Nebst all dieser Vielfalt müssten ja auch noch all die Zeremonien, Masken, Inititationen et tututut  erwähnt werden. Mach ich jetzt aber nicht, denn erstens ist dieses Gebiet praktisches  Neuland, auch wenn ich dauernd irgendwelche schönen Masken in die Schweiz nehme, und zweitens kann ich nur dazu aufrufen, das Afrika unterhalb der Sahara kennen zu lernen.  Ca vaut la peine. Hundertprozentig.

Braucht keine Kühlkette - Sacrificé
Und ich weiss, auch wenn ich nicht weiss warum; die Geister sind uns wohlgesinnt. Sie mögen Theater - wir mögen sie.



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