Samstag, 11. Januar 2014

Fait divers - Les oiseaux ne volent pas tous à la même hauteur

Geschichten aus dem Alltag, Geschichten aus Ouaga, wo Hengste regieren, Hennen dans les rues promenieren und alle choco sind. Ouaga ça bouge, sans interruption, Ouaga attire et Ouaga fait plaisir.



Seit dem 1. Januar 2014 gilt in Burkina Faso die Gurtenpflicht. Die Helmpflicht ist schon länger in Kraft. Ein Schritt mehr in Richtung Verkehrssicherheit, der zwingend dringend notwendig ist, sterben und verletzen sich täglich ungezählte Menschen in den Strassen von Ouaga (verlässliche Statistiken sind nicht erhältlich). Eine gewisse Absurdität wohnt dem Ganzen gleichwohl inne. Macht doch die galoppierende Mobilität, die jeden Tag en plus et au minimum 1000 neue Stinkermofas immatrikuliert – mit billigsten Leasingverträgen versehen –  und die permanente Smogglocke über Oaga unaufhörlich nährt – jede Sicherheitskampagne zunichte.  Ausser neuen, guten Occasionsautos aus Europa ist hier kein einzige Vehicul mit funktionierenden Sicherheitsgurten ausgestattet. Hier ist man  bereits überdurchschnittlich gut bedient, wenn die Karre mindestens eine Lichtquelle (und wenn’s nur das Standlicht ist) und Bremsen hat. In der Regel klappern, rattern, kriechen, furzen und schleifen die zigtausend Mofas und Autos in einem permanenten Schrottzustand durch die Strassen von Ouaga.



 Die Luftfeuchtigkeit in Burkina Fasos Hauptstadt tendiert  im Winter gegen gefühlte Null Prozent. Im täglichen Leben heisst das, Haut wie gegerbtes Kamelleder in der Wüste, Schleimhäute, die nach Feuchtigkeit lechzen, stahlharte und spröde Fingernägel. Schmieren und salben hilft mässig. Neulich musste ich en plain air eine meiner weichen Monatslinsen neu einsetzen. Kaum auf meiner Fingerkuppe aufgepflanzt, kräuselte sich die Linse in Null Komma nichts und war nach zwei Sekunden ausgetrocknet. In der Folge verfolgte ich den Fussballmatch im Stade 4 août einäugig und avec une certaine Unschärfe. Mais voilà Les Burkinabés gewannen auch ohne meine Sehstärke 4:0.



Ouaga ist eine Kulturstadt und wo es kulturt, da gibt’s auch la musique. Lange angekündete Konzerte, spontane Sessions, No Names, Lokalhirsche und Lokalbienen, grosse Acts und unter anderem Burkina Faso Suisse Connection. Spielt einmalig, gratis au Petit Dakar, im Quartier Zogona, Ouagdougou. Zur Connection gefunden haben sich Laurin Buser, le choco (Rap allemend)und Urbain Guinguemde (Callebasse), Seydou Koita (Guitar), Noufou Kabore (Guitare, Chant), Achille Gwem (Bongo). Und Goran Basic, verantwortlich für einen wunderleichten Videoclip – bald auf YT, wenn denn die Leitung mal verhebet – und das Plakat. Die Jungs sind unschlagbar. Seit sie vor einer Woche beschlossen haben, ein Konzert zu geben, proben sie jeden Tag, im Minimum 2 bis 3 Stunden. Dazu plakatieren sie wild in Ouaga, flyeren was das Papier hergibt, schlagen unablässig die Mund-zu-Mund-Trommeln. Auch die Social Media werden unablässig gefüttert und genährt. Wir hoffen auf pcd public, denn ein Konzert ohne Publikum ist wie die Sahara ohne Sand oder Erben ohne Erben oder poulet à l’ail allein, brèf das gehen nicht. Die Vorfreude ist gross und steigt stündlich.



Man kann in Ouaga hervorragend essen. Ob Strassengarküche, Strassengrill, senegalesische Küche, einheimische Saucen und Kohlenhydrate, l’haricot vert, Schafhoden gegrillt in allen Grössen, Riz gras, Fisch aus der Barrage und Fisch aus der Côte Elfenbein, Pizzen aus dem Holzofen, Burger, frites et frites et frites, französischen Wein, Wild, Hund und Katze, Innereien, Sauereien, Bissap-Sirup, Baobab-Jus, Bier und Lafi (Wasserer) aus der Flasche alles in jeder erdenklichen Qualität erhältlich. Über die Qualität im Service kann man nicht einmal streiten. Denn diese ist – mit wenigen Ausnahmen – unter aller Sau. Schlendrian, Leck-mich-am Arsch gepaart mit einer grossen Unlust irgendetwas von A nach B zu tragen, ist weit verbreitet. Eine Ausnahme: Le Foyer. Seit zwei Monaten in der Hand von Mien de Graeve. Einer jungen Belgierin, die nach einer Velotour (alleine) zuerst ihr Herz an Burkina Faso verlor, dann ihre Ersparnisse abhob und ins Le Foyer investierte, weil sie fand der Ort sei schön, die Bedienung und das Angebot insupportable. Nach langen zähen Verhandlungen erhielt sie den Zuschlag für das Le Foyer, welches zum ATB, einer weiteren grossen Theaterspielstätte in Ouaga, gehört. Vergleichbar mit dem C.I.T.O. – sogar mit besserer Infrasgtruktur – und dem Unterschied, dass die Bühne viel zu wenig bespielt wird. Dabei wäre alles vorhanden, eine grosse, offene Bühne, Unterkunft für Künstler, Ateliers und eben ein Maquis/Resto. Warum das so ist, bleibt ein Geheimnis des Mösiö le directeur. Spekuliert werden darf in alle Richtungen ... der Mann hat bereits genug Geld auf seinem privaten Konto ...., der Mann mag sich nicht mehr soooo für das Theater engagieren ..., der Mann ist ...
Wie auch immer im Le Foyer kann man vortrefflich speisen. Von insupportable zu formidable!







Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen